Fachanwälte

Qualifikationen und Zertifizierungen: Die Bedeutung von Fachanwaltstiteln

SB
Verfasst von Stefanie Bloch
Lesedauer: 7 Minuten
Anwalt läuft mir Tasche herum
© AndreyPopov / istockphoto.com
Inhaltsverzeichnis
Der Fachanwaltstitel ermöglicht Anwälten, sich in einem Rechtsgebiet zu spezialisieren und sich gegenüber Wettbewerbern abzuheben. Die Anforderungen an die Qualifikation eines Fachanwalts sind in Deutschland klar geregelt und tragen maßgeblich zur Qualität der Rechtsberatung bei. Welche Fachanwaltstitel gibt es und wie wirken sie sich auf Gehalt, Karriere und Mandanten aus?
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Was ist ein Fachanwalt?

Ein Fachanwalt ist ein Rechtsanwalt, der sich durch besondere theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen in einem bestimmten Rechtsgebiet auszeichnet. Der Erwerb eines Fachanwaltstitels, der von der zuständigen Rechtsanwaltskammer vergeben wird, bestätigt diese Spezialisierung. Der Titel signalisiert potenziellen Mandanten und Arbeitgebern eine besonders hohe Qualifikation in einem speziellen Bereich des Rechts. Eine Person darf maximal drei verschiedene Fachanwaltschaften führen.

Welche Fachanwaltstitel gibt es?

Seit dem 01. Juli 2019 gibt es in Deutschland 24 anerkannte Fachanwaltstitel. Darunter:

  1. Fachanwalt für Arbeitsrecht
  2. Fachanwalt für Familienrecht
  3. Fachanwalt für Strafrecht
  4. Fachanwalt für Steuerrecht
  5. Fachanwalt für Verkehrsrecht

Jeder dieser Titel ist mit spezifischen Anforderungen verbunden, die sowohl den Erwerb als auch den Erhalt des Titels betreffen. Laut §3 FAO ist für die Verleihung eines Fachanwaltstitels eine dreijährige Zulassung Voraussetzung. Weiterhin muss der Antragsteller innerhalb der letzten sechs Jahre vor Antragsstellung als Rechtsanwalt tätig gewesen sein.

Voraussetzungen für den Erwerb eines Fachanwaltstitels

Um den Fachanwaltstitel zu erlangen, müssen Anwälte bestimmte Qualifikationen und Nachweise erbringen. Diese sind in der Fachanwaltsordnung (FAO) festgelegt und beinhalten unter anderem:

  1. Theoretische Kenntnisse: Gemäß § 4 Abs. 1 S. 1 FAO ist der Anwalt verpflichtet, an einem speziellen Fachanwaltslehrgang mit einer Mindestdauer von 120 Zeitstunden teilzunehmen. In diesem Kurs werden die tiefgehenden rechtlichen und praxisbezogenen Kenntnisse des jeweiligen Fachgebiets vermittelt. Hinterher wird das erworbene Wissen in mindestens drei schriftlichen Leistungskontrollen erfolgreich nachgewiesen, die zusammen 15 Stunden umfassen.  
  2. Praktische Erfahrungen: Zusätzlich zu den theoretischen Kenntnissen müssen Anwälte in den letzten drei Jahren vor Antragstellung eine bestimmte Anzahl von Mandaten in dem jeweiligen Fachgebiet persönlich bearbeitet haben. Für viele Fachgebiete sind dies mindestens 100 Fälle. Als Nachweis werden Falllisten eingereicht, in denen Aktenzeichen, Gegenstand, Art und Umfang der Tätigkeit, Zeitraum, sowie der Stand des Verfahrens vermerkt sind.  
  3. Fortbildungspflicht: Laut §15 FAO sind Fachanwälte verpflichtet, sich jährlich fortzubilden oder wissenschaftlich zu publizieren, um ihren Titel zu behalten. Die Fortbildungspflicht beträgt mindestens 15 Stunden pro Jahr, wovon lediglich ein Drittel im Selbststudium mit einer anschließenden Lernerfolgskontrolle erfolgen darf.  
Anforderungen für den FachanwaltstitelErfüllungsbedingungen
Theoretische Kenntnisse (§ 4 Abs. 1 S. 1 FAO)Teilnahme an einem Fachanwaltslehrgang mit mind. 120 Zeitstunden und erfolgreicher Abschluss von mind. drei schriftlichen Leistungskontrollen (insgesamt 15 Stunden)
Praktische ErfahrungenBearbeitung einer bestimmten Anzahl von Mandaten im Fachgebiet in den letzten drei Jahren vor Antragstellung (z. B. mind. 100 Fälle) und Einreichung von Falllisten mit Angaben zu Aktenzeichen, Gegenstand, Tätigkeiten, Zeitraum und Stand des Verfahrens
Fortbildungspflicht (§15 FAO)Jährliche Fortbildung oder wissenschaftliche Publikation in einem Umfang von mind. 15 Stunden, wovon ein Drittel im Selbststudium mit anschließender Lernerfolgskontrolle abgedeckt werden darf

Die Auswirkungen eines Fachanwaltstitels auf Gehalt und Karriere

Der Erwerb eines Fachanwaltstitels bringt erhebliche Karrierevorteile mit sich. Fachanwälte gelten als Experten in ihrem Bereich, was sich positiv auf das Gehalt, die Karrierechancen und das Vertrauen der Mandanten auswirkt.

Gehaltssteigerung durch Spezialisierung

Ein Fachanwalt verdient in der Regel mehr als ein Allgemeinanwalt. Die Gehaltsunterschiede können je nach Rechtsgebiet und Standort variieren. Fachanwälte im Arbeits- oder Steuerrecht können aufgrund der hohen Nachfrage und der Komplexität ihrer Arbeit oft ein deutlich höheres Honorar verlangen. Vergleichswerte des Honorarumsatzes von Fachanwälten und Rechtsanwälten ohne Spezialisierung findest du bei der Bundesrechtsanwaltskammer.

Bessere Karriereperspektiven

Fachanwälte haben auch in Kanzleien bessere Aufstiegschancen. Sie werden oft bevorzugt, wenn es um Partnerpositionen oder leitende Funktionen geht. Die Spezialisierung eröffnet zudem Möglichkeiten, sich in Fachkreisen einen Namen zu machen, etwa durch Veröffentlichungen oder Vorträge auf Fachkonferenzen.

Vertrauen und Akquise: Der Fachanwalt als Qualitätssiegel

Für viele Mandanten ist der Fachanwaltstitel ein entscheidendes Kriterium, wenn sie einen Anwalt auswählen. Dein Titel signalisiert, dass du als Anwalt nicht nur über grundlegende Rechtskenntnisse verfügst, sondern ein tiefes Verständnis für das jeweilige Fachgebiet hast. Dies schafft Vertrauen, insbesondere bei komplexen Rechtsfragen, die spezielles Know-how erfordern.

Für dich als Jurist bedeutet das gleichzeitig, dass du erheblich Zeit sparst, weil du dich nicht immer wieder in verschiedene rechtliche Problemkonstellationen einarbeiten musst. Zudem kannst du die Fragen deiner Mandanten sicher beantworten, ohne dass du erst etwas nachlesen musst.

Insbesondere in Bereichen wie Familien- oder Arbeitsrecht, wo es oft um persönliche und existenzielle Fragen geht, bevorzugen Mandanten die Expertise eines Fachanwalts.

Herausforderungen und Anforderungen: Der Weg zum Fachanwalt

Der Weg zum Fachanwalt ist anspruchsvoll und erfordert nicht nur Zeit und Engagement, sondern auch eine kontinuierliche Weiterbildung. Zu den größten Herausforderungen gehören:

  1. Zeitliche Belastung: Der Fachanwaltslehrgang und die Fallbearbeitung müssen parallel zum regulären Anwaltsalltag bewältigt werden. Dies erfordert eine hohe Disziplin und ein gutes Zeitmanagement.
  2. Kosten: Die Teilnahme an einem Fachanwaltslehrgang und die jährlichen Fortbildungen sind mit erheblichen Kosten verbunden, die sich auf mehrere tausend Euro belaufen können. Jedoch kannst du die Aufwendungen von der Steuer absetzen.
  3. Permanente Fortbildung: Der Erhalt des Fachanwaltstitels ist an eine kontinuierliche Weiterbildung gekoppelt. Anwälte müssen jährlich nachweisen, dass sie sich fortgebildet haben, was zusätzlichen Aufwand bedeutet.

Fazit: Lohnt sich der Fachanwaltstitel?

Ein Fachanwaltstitel bietet dir nicht nur finanzielle und karrieretechnische Vorteile, sondern stärkt auch deine Position auf einem immer spezialisierteren Rechtsmarkt. Er gilt als Qualitätssiegel, das sowohl Arbeitgeber als auch Mandanten überzeugt. Trotz der hohen Anforderungen und der regelmäßigen Fortbildungspflicht überwiegen die Vorteile: mehr Anerkennung, höhere Honorare und ein stabiler Mandantenstamm. Wenn du dich als Anwalt langfristig spezialisieren und in deinem Fachgebiet herausstechen willst, lohnt sich die Investition in den Erwerb eines Fachanwaltstitels.

FAQ: Die wichtigsten Fragen zu Fachanwaltstiteln

Wie lange dauert es, einen Fachanwaltstitel zu erwerben?

Die Dauer der Ausbildung zum Fachanwalt variiert je nach Fachgebiet. Neben der erforderlichen Fallanzahl müssen Anwälte auch theoretische Kenntnisse nachweisen und Prüfungen bestehen. Die Fachanwaltslehrgänge erstrecken sich in der Regel über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten.

Wie teuer ist der Fachanwaltslehrgang?

Die Kosten für einen Fachanwaltslehrgang variieren je nach Anbieter und hängen auch davon ab, ob es sich um Online- oder Präsenzveranstaltungen handelt. Letztere sind meist kostenintensiver als Onlinekurse. Die Kosten kannst du jedoch von der Steuer absetzen. Als selbstständiger Jurist kannst du die Aufwendungen als Betriebsausgaben geltend machen und im Angestelltenverhältnis als Werbungskosten.

Muss ein Fachanwalt jedes Jahr eine Prüfung ablegen?

Nein, aber er muss jährlich eine Fortbildung von mindestens 15 Stunden nachweisen, um den Titel zu behalten.

Kann man mehrere Fachanwaltstitel gleichzeitig führen?

Ja, Anwälte können mehrere Fachanwaltstitel führen, sofern sie die jeweiligen Voraussetzungen erfüllen. Aktuell sind maximal drei Fachanwaltstitel gleichzeitig zulässig.

Wie wirkt sich ein Fachanwaltstitel auf die Mandantenakquise aus?

Ein Fachanwaltstitel signalisiert Expertise und schafft Vertrauen. Daher ist er oft ein entscheidendes Kriterium für Mandanten bei der Wahl eines Anwalts.

Was passiert, wenn die Fortbildungspflicht nicht erfüllt wird?

Wird die Fortbildungspflicht nicht eingehalten, ist die Rechtsanwaltskammer berechtigt, den Fachanwaltstitel zu entziehen.


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